Mittwoch, 6. April 2016

"Frau von Wanderfalken erlegt!"

"Frau von Wanderfalken erlegt!"

So oder so ähnlich hätte gestern die Schlagzeile über mein ungewöhnliches Ableben lauten können. Mir wären zwar andere Schlagzeilen lieber, aber nun ja. Zugegeben, es gibt weniger spektakuläre Gelegenheiten mit einem Hechtsprung auf der Regenbogenbrücke zu landen, und das auch noch mit einem Besen in der Hand. Nein, danke! Ihr fragt euch jetzt sicher, warum ein Wanderfalke einen Menschen erlegen soll. Für alle, die mit Wanderfalken sonst nichts zu tun haben, hier ein paar Infos. Der Wanderfalke ist ein großer Greifvogel, mit einer Flügelspannweite bis zu 114 cm, einem Gewicht bis zu 1300 g. Er hat ziemlich scharfe Krallen und nutzt seine Füße dafür, die Beute beim Aufprall zu töten. Die Vögel werden im Sturzflug sehr schnell, bis zu 140 km/h. Und nein, um euch nicht zu verängstigen, Wanderfalken jagen keine Menschen. Seine Beute sind andere Vögel, die er im Flug schlägt, zum Beispiel Tauben. Ihr ahnt es schon, der Wanderfalke wollte nicht mich! Er wollte die Taube, die just in dem Moment vorbeischoss, als ich mich gerade wieder aufrichtete. Als brave Bürgern des Schwabenlandes, kehre ich natürlich die Gehilfe am Rand des Grundstückes des Hauses in dem ich wohne. Eine gefährliche Tätigkeit, weil die Autofahrer nichts von Tempo 30 halten und die unübersichtliche Kurve gerne zum beschleunigen benutzen. Jedenfalls schoss die Taube ein paar Zentimeter vor meiner Nase vorbei, verfolgt von dem Wanderfalken, der, kurz unter der Schallgeschwindigkeit, gerade die Füße zum tödlichen Schlag nach vorne streckte. Es machte wusch, so wie in einem Komik. Ein lautes, heftiges Wusch, gefolgt von einem Flügelschlag, mir flatterten die Haare von dem Luftdruck, und drei Leben waren gerettet. Das der Taube, das des Wanderfalken und meines. All das in dem Bruchteil einer Sekunde, in der ich noch nicht einmal blinzeln konnte, oder Atem geholt hatte.
Danke lieber Wanderfalke für dein umwerfendes Reaktionsvermögen und deine akrobatische Wendigkeit, und sorry für das entgangene Mittagessen, auch wenn ich natürlich froh bin, dass die Taube entkommen konnte.
Ich bin jedenfalls froh, dass ich weiterhin meine Romane schreiben kann. Das wäre ja wirklich blöd, wenn ich die Serie nicht fertigbekäme, weil mich ein Wanderfalke erlegt hätte!
Eure Lara.