Montag, 30. Oktober 2017

Drei Nüsse für Malwina (Day of Fall)



Drei Nüsse für Malwina

Ein wenig missmutig lief Malwina den Weg im Park entlang. Den Weg kannte sie in- und auswendig, da sie ihn schließlich jeden Tag nehmen musste, genauso, wie sie sich jeden Tag fragte, ob sie wirklich wieder dorthin gehen wollte. Warum tat sie das eigentlich? Nur wegen der blöden Kröten? Nur um ihre viel zu teure Wohnung bezahlen zu können? Ihre Laune sank gegen den Nullpunkt, als auch noch Nebel aufzog. Kleine Pilze bildeten einen Ring auf der Wiese neben dem Weg. Ein deutliches Zeichen, dass es Herbst geworden war. Ein feuchter und ein wenig kalter Herbst, nach einem sehr trockenen Sommer. Die Blätter an den Bäumen waren schon ganz rot. Die Bäume ließen ihre Zweige hängen. Sie taten Malwina fast leid. Ob sich die Bäume auch so traurig fühlten, wie sie? Blätter rieselten herab, blieben auf dem Boden liegen und der Wind verteilte sie über die gemähten Rasenstücke im Park. Gärtner waren noch keine da um diese Zeit, die die Blätter zu fein säuberlich geschichteten Haufen auftürmten.
Malwina wickelte sich fester in ihren roten Schal. Ihr war kalt. Ihre Finger klammerten sich um die Tasse ihres Coffee-to-Go, den sie auf dem Weg zur Arbeit im Stehcafé der Bäckerei gekauft hatte, in ihrer eigenen Thermotasse. Langsam trabte sie den Kiesweg entlang. Die Steine knirschten unter ihren Stiefeln, sonst war es still. Es war ja erst halb acht Uhr morgens, also ziemlich früh. Die Leute würden erst später kommen, den Park bevölkern, ihre Hunde spazieren führen, ihre Kinder in den Kindergarten bringen. Malwina seufzte tief. Sie sollte sich nicht so gehen lassen. Es war ja gar nicht so schwer. Immerhin hatte sie einen Job. Viele ihrer Freundinnen hatten keinen. Eigentlich wäre Malwina lieber für ein Jahr nach Neuseeland gegangen. Neuseeland war ihr Traumland. Da wollte sie unbedingt einmal hin, aber sie konnte es sich nicht leisten. Ihre Eltern waren leider nicht reich, kamen kaum klar mit dem, was sie verdienten. Das tat Malwina weh. Sie liebte ihre Eltern. Es waren herzensgute Menschen, die lieber anderen halfen, als sich selbst etwas zu gönnen. Malwina hätte ihnen so gerne geholfen, aber das konnte sie leider nicht. Sie konnte ja nicht einmal sich selbst ausreichend versorgen. Ihr Job in der kleinen Spedition, auf der anderen Seite des Parks, war nicht besonders gut bezahlt. Nach ihrem Abitur hatte Malwina eine Ausbildung zum Speditionskaufmann gemacht und war nun verantwortlich dafür, dass genügend Aufträge hereinkamen, damit die speditionseigenen Lastkraftwagen ausgelastet waren. Den Job hatte sie sich ursprünglich anders vorgestellt. Sie dachte, dass sie wenigstens auf diesem Weg etwas mehr von der Welt mitbekam, aber die Fahrer waren allesamt nicht sehr gesprächig und diejenigen, die auch weiter in den Orient mit ihren LKWs reisten, berichteten nur über die Schwierigkeiten, die sie auf den oftmals gefährlichen Straßen dieser Länder hatten. Auch die Kollegen, die in der Geschäftsstelle in Neuseelands Hauptstadt Wellington arbeiteten, erzählten gar nichts, wenn sie zurückkamen. Malwina traute sich nicht, sich für eine Stelle dort zu bewerben. Ihr Chef schickte lieber männliche Kollegen, die er für durchsetzungsfähiger hielt. Doch dies hier war nicht, was Malwina gewollt hatte. Sollte ihr Leben so weitergehen? Bis zum Schluss? Malwina grauste es vor diesem Gedanken. Sie war ja erst zweiundzwanzig und das hier sollte schon alles gewesen sein? Wenn sie doch mehr Mut hätte! Dann würde sie einfach alles hinwerfen und losziehen. Ihre Laune war durch die Grübelei wahrhaft nicht besser geworden. Malwina schimpfte sich einen Idioten. Sie sollte sich nicht ständig beklagen. Immerhin hatte sie ein Auskommen und nette Kollegen, denn sie war die einzige Frau in der Spedition.
Endlich war sie da, bei ihrer Bank unter der großen, alten Eiche, auf die sie sich jeden Morgen für eine halbe Stunde setzte, um den Blick über den Park zu genießen. Bevor sie sich in die Betonwüste des Industriegebietes begab, wollte sie die Natur fühlen. Malwina liebte Bäume, je mehr desto besser. Deshalb war sie auch so vernarrt in Neuseeland. Kühles Wetter machte ihr normalerweise nichts aus. Warum sie ausgerechnet heute damit ein Problem hatte, wusste sie nicht. Vorsichtig setzte sie sich auf die etwas feuchte Bank und nahm den Deckel von ihrer Kaffeetasse ab. Den Deckel steckte sie in ihre Jackentasche. Dann nahm sie einen kleinen Schluck. Der Kaffee war noch heiß. Die neue Thermotasse war wirklich Klasse. Zufriedenheit begann sich in ihr zu regen. Es war das gleiche Gefühl, welches sie hatte, wenn sie nach einem langen, anstrengenden Arbeitstag eine heiße Gemüsesuppe aß.
Langsam ließ Malwina ihren Blick über die Landschaft schweifen. Die Parkanlage war im englischen Stil angelegt. Von dem kleinen Hügel aus, dessen Hang sanft zu einem winzigen Teich abfiel, konnte sie alles gut überblicken. Am Ufer des Teichs stand ein kleiner, weißer Pavillon. Reste von Seerosen schwammen auf dem Teich und ein paar Blätter, die der Wind herangeweht hatte. Weiter hinten gab es ein kleines Wäldchen. Wege schlängelten sich sanft über die Grasflächen. Dieser Teil des Parks hatte etwas Verwunschenes, Unwirkliches an sich. Am liebsten wäre sie den ganzen Tag sitzen geblieben, aber das ging natürlich nicht. Außerdem war diese morgendliche halbe Stunde kostbar und sollte keine Gewohnheit werden. Malwina nippte an ihrem Kaffee.
Ihr Blick fiel auf den Boden. Unter ein paar Blättern lugte eine Eichel hervor. Malwina stellte die Tasse auf der Bank ab und bückte sich. Vorsichtig zog sie die Eichel unter dem Blätterteppich heraus. Es war nicht nur eine, sondern drei. Sie hingen aneinander. Drei Eicheln. Verzückt betrachtete Malwina die drei hellbraunen, länglichen Nüsse mit der kecken Kappe oben drauf. Sie konnte sie zwar nicht essen, Eicheln schmeckten nicht gut, wegen ihrer Bitterstoffe, aber sie würde sie trotzdem mitnehmen und neben ihr Bett legen. Schade, dass ihr diese Nüsse keine Wünsche erfüllen würden, so wie im Märchen. Vermutlich waren Eicheln auch die falschen Nüsse für so etwas. Im Märchen waren das Haselnüsse, aber Malwina war sich da nicht ganz sicher. Es war ja auch egal, schließlich gab es so etwas in der Realität ohnehin nicht. Aus diesen Nüssen würde keine Kutsche, ein Pferd, Mäuse und ein tolles Kleid werden. Und den Prinzen gab es schließlich auch nicht. Dem war Malwina ja noch nicht einmal begegnet. Sie schob die Nüsse in die Tasche ihres Mantels.
Als sie nach ihrem Kaffee greifen wollte, hielt sie verwundert inne. Auf der Bank neben ihr, ganz am Ende, saß ein Eichhörnchen und blickte sie mit seinen dunklen Augen zutraulich an. Malwina hielt die Luft an und rührte sich nicht. Das Eichhörnchen hüpfte nervös auf der Bank hin und her und beobachtete sie. So schien es Malwina, aber das war sicher Einbildung, doch ein Lächeln stahl sich auf ihre Lippen. Ob das Eichhörnchen wegen der Eicheln da war? Malwina überlegte nicht lange. Vorsichtig zog sie die drei Eicheln aus der Tasche. Das Eichhörnchen richtete sich auf seinen Hinterpfoten auf und blickte nervös auf die Nüsse. Langsam streckte Malwina ihren Arm aus, ganz langsam, um das hibbelige Tierchen nicht zu erschrecken. Das Eichhörnchen dachte nicht an Flucht. Es war sehr mutig. Mit einem raschen Satz hüpfte es die Bank entlang und pflückte mit seinen kleinen Pfoten die Eicheln aus Malwinas Hand. Dann jagte es mit einem leisen Keckern über die Wiese hinter der Bank davon, zu dem Arboretum, in dem große, uralte Bäume standen. Ein morgendlicher Lichtstrahl schoss durch die Wolken herab und kleidete die Szenerie in ein helles, freundliches Licht. Malwina lächelte und fühlte sich plötzlich glücklich. Dann stand sie auf und ging beschwingt den Weg entlang in ihre Arbeit. Heute würde sie ihren Chef fragen, ob sie dieses Mal nach Neuseeland durfte, in die Auslandsgeschäftsstelle. Es wurde Zeit genauso mutig zu sein, wie das Eichhörnchen. Das Leben wartete auf sie.
#Neobooks, #Herbst, #Kurzgeschichte, #Laraelaina,https://www.laraelainawhitman.de/Lyrik-und-Kurzgeschichten/

Montag, 27. März 2017

Lehrgeld und ein neuer Anfang (Das Zeichen der Eriny)

Es ist schon ein seltsames Gefühl, in meine Lieblingsbuchhandlung zu gehen und meinen Roman #DasZeichenderEriny, 1. Band der Trilogie vor Ort bestellen zu können. Endlich kann ich ihn ganz einfach im Buchladen um die Ecke kaufen und erreiche auch Leser/innen, die nicht bei Amazon bestellen wollen. Es war aber für mich ein großer Schritt und ich habe ein wenig Lehrgeld bezahlt.
Ich war die Tools von Amazon gewohnt und deren Formatierung. Die Formatierung war mein erstes Problem, denn die Vorlagen von Neobooks sind dem Deutschen Buchstandard angepasst und Word hat so seine Tücken. Ich bekam die Trennstriche einfach nicht heraus, jedenfalls nicht automatisch. Das hieß, alles manuell durchkorrigieren und hoffen, alle gefunden zu haben, was auf Anhieb leider nie gelingt. Obwohl ich kaum Formatierungen verwendet habe, das führt sowieso bei der Umwandlung in die eBook-Formate nur zu Problemen, sind mir ein paar Steuerzeichen durchgeflutscht. Das meiste habe ich gefunden, aber die Wordkorrektur wollte einfach nicht auf Deutsch funktionieren, bis ich den Fehler endlich entdeckt hatte. Ich musste das ganze Buch markieren und dann die Sprache für die Rechtschreibprüfung wählen, obwohl ich mich eigentlich in einer nach deutschen Standards formatierten Schreibvorlage aufhielt. Kein großes Problem, aber es hat Zeit gekostet, diesen doofen Fehler zu finden. Wobei die Word-Rechtschreibkorrektur sowieso meiner persönlichen Meinung nach ziemlich Banane ist.
Mein zweites Problem tat sich dann schnell auf. Was ich nicht bedacht hatte, ich wollte alles aus einer Hand haben, nämlich bei Neobooks, war mein Bestsellerrang. Die Wechselaktion von Amazon zu Neobooks hat mich meinen Bestsellerrang auf Amazon gekostet. Das war mir in der Freude, endlich im Deutschen Buchmarkt verfügbar zu sein, aus dem Blick gerutscht. Na ja, das kann ja nicht so ein großes Problem sein, dachte ich, aber es ist eines. Meine Sichtbarkeit auf Amazon und auf den anderen Plattformen ist unterirdisch, da zu unbekannt. Es gibt mittlerweile so viele Bücher als eBook, dass es ohne enorme Marketingaktionen kaum noch möglich ist, seine Zielgruppe zu erreichen. Tja, zu spät, ich habe es bereits getan und Lehrgeld bezahlt. Also alles auf Neuanfang.
Ansonsten bin ich mit Neobooks sehr zufrieden. Die Abrechnung erfolgt prompt. Die Betreuung ist gut. Den Rest, also Marketing, Korrekturen etc. muss man als Selfpublisher sowieso selber machen. Das unterscheidet sich in nichts, aber jetzt ist es einfacher für mich endlich einmal eine Lesung zu veranstalten. Außerdem lohnt sich nun auch eine Leserunde auf LovelyBooks, da das Buch in allen eBook-Formaten vorliegt und im Online-Buchhandel überall bestellbar ist, genauso wie das Taschenbuch selbst auch.
Deswegen hat sich der Wechsel für mich gelohnt und ich hoffe, dass sich mein Bestsellerstatus mit der Zeit auch wieder erholen wird.
Wenn es jemand lesen möchte, die ISBN für das TB ist 978-3-7427-0028-5, Das Zeichen der Eriny von Lara Elaina Whitman. Ich würde mich sehr darüber freuen.