Mittwoch, 4. Januar 2023

14. Februar (eine Kurzgeschichte zum Valentinstag)

 

Es war ein kalter Abend. Schnee rieselte aus den grauen Wolken herab. Diesmal nahm ich den Weg direkt durch den Friedhof. Es war einfach zu ungemütlich, ich wollte nach Hause, in die Wärme meines Heims und das so rasch wie möglich.

Mein Blick streifte einen alten Mann, der trotz des hässlichen Wetters gebeugt an einem Grab stand, einen Strauß Blumen in der Hand. Sein Gesicht sah traurig aus.

Das war der Grund, warum ich den Weg durch den Friedhof mied. Es machte mich depressiv.

Der alte Mann hob den Blick und sah mich an, dann lächelte er.

»Wo sind Ihre Blumen, junger Mann?«, fragte er mich mit seiner brüchigen Stimme.

»Äh, Blumen?« Ich blieb stehen, leicht verwirrt. Ich verstand nicht, was ich mit Blumen sollte. Ich hatte keine Angehörigen auf dem Friedhof liegen.

»Blumen, für Ihre Frau. Sie sind doch verheiratet.« Er deutete auf meinen Ring an der Hand.

»Ja, schon.« Ich verstand immer noch nicht.

Der alte Mann hob mahnend seinen Finger. »Heute ist der 14. Februar, Valentinstag. Da schenken sich Verliebte etwas. Sie lieben ihre Frau doch, oder etwa nicht?«

Ich nickte beschämt. Ich hatte schon wieder nicht daran gedacht.

»Dort hinten ist ein Blumengeschäft. Sie sollten das besser nicht vergessen, denn irgendwann ist es zu spät dafür.« Er legte seine Blumen auf das Grab und ging.

Ich sah ihm noch eine Weile hinterher, dann ging ich einkaufen. Mit einem Strauß Vergissmeinnicht und einem Anhänger für ihr Armband kam ich zuhause an.

»Alles Liebe zum Valentinstag, mein Herz!«