
»Stell dir vor, gestern konnte ich endlich den Minister bestechen, du weißt schon welchen.« Die Korruption lächelte selig.
»Bravo! Na dann wird es nicht mehr lange dauern, bis wieder eine Menge Leute ihren Arbeitsplatz verlieren.« Die Armut neigte traurig ihr Haupt.
»Warts ab! Ich habe noch viel Größeres vor. Die Weltwirtschaft ist gerade so schön instabil. Da lässt sich noch mehr herausholen. Die Mächtigen werden immer gieriger.«
Die Armut warf einen resignierten Blick auf die Korruption.
»Typisch! Ich weiß gar nicht, warum ich mit dir befreundet bin. Wenn du so weitermachst, dann sind bald alle arm und ich kann mich vor Arbeit nicht mehr retten. Ich hab sowieso schon so viele Überstunden. Dabei würde ich lieber einmal wieder mit dem Reichtum ausgehen.«
»Mit dem! Wirklich? Das ist doch ein blöder Schnösel. Ich hab jeden Tag mit dem zu tun, schließlich braucht er mich, um manche Menschen unermesslich reich zu machen. Da weiß ich was Besseres für dich.«
»Was denn?«
»Geh doch mit dem Tod aus. Er ist witzig, wenn man von seinem düsteren Outfit einmal absieht. Außerdem passt er zu dir. Armut und Tod gehörten doch schon immer zusammen.«
»Nein, danke. Der geht lieber mit der Krankheit ins Bett, der blöden Pute.«
»Ja, aber du bist viel hübscher, mit deinem ausgehungerten Gesicht und deinen großen traurigen Augen.« Die Korruption wischte sachte die Träne fort, die der Armut über die ausgemergelte Wange lief.
»Hab keine Angst. Der Richtige kommt schon noch. Schau dich doch mal bei den Plagen um.«
Copyright L. E. W.
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